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Vier gute Gründe, Spanisch zu lernen

1. „Das kommt mir bekannt vor!“ - Synergien nutzen

Wer sich am Gymnasium Trudering für Spanisch als dritte Fremdsprache entscheidet, bringt mit den in der 6. und 7. Jahrgangsstufe erworbenen Grundkenntnissen in Latein oder Französisch bereits beste Voraussetzungen für den Neueinstieg in eine weitere romanische Sprache mit. Neben dem Französischen, Portugiesischen oder Italienischen ist auch Spanisch eine Tochter des Lateinischen, das in seiner gesprochenen Variante umfangreichen sprachlichen Vereinfachungsprozessen unterworfen war, zum sogenannten „Vulgärlatein“ verfiel und sich ab dem 5. Jahrhundert in regionale Varietäten auszudifferenzieren begann, deren nahe Verwandtschaft auch heute noch unverkennbar ist.

Wer sich also auf Spanisch einlässt, profitiert entweder vertikal erheblich von der gesamten strukturellen Logik der ‚Mutter‘ Latein oder aber horizontal von der kommunikativen Nähe der französischen ‚Schwester‘. Moderne Lehrwerke unterstützen besonders dieses vernetzte Denken im Rückgriff auf schon bestehende Kenntnisse und Fertigkeiten des vorangehenden Fremdsprachenunterrichts. Dass gerade im Bereich des Wortschatzes zwischen Latein, Französisch und Spanisch erhebliche Synergien fruchtbar werden, ist naheliegend. Vom „amicus“ über den „amigo“, zum „ami“ beispielsweise ist es nicht allzu weit, weshalb Spanischlernende in der Regel von der ersten Unterrichtsstunde an eine überraschende Lesekompetenz an den Tag legen und der Neueinstieg in eine weitere Fremdsprache ihnen deutlich weniger Mühe bereitet als noch in der 6. Jahrgangsstufe. Entsprechend zügig fällt auch die im Lehrplan veranschlagte Progression aus. Spanischschülerinnen und -schüler werden bis Ende der 10. Jahrgangsstufe ein Niveau erreichen, das dem der zweiten Fremdsprache vergleichbar ist (B1+ nach der Klassifikation des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens).

Vor allzu großer Euphorie sei dennoch gewarnt: Wer sich allein auf sprachliche Synergien verlässt, wird auch im Fach Spanisch sehr schnell verlassen sein. Wenn die Grundvoraussetzungen auch optimal sind, so ist doch das Erlernen jeder neuen Fremdsprache mit einem gewissen Arbeitsaufwand verbunden.

 

2. Mehrsprachigkeit

Nicht nur Europa zeichnet sich aus durch eine einzigartige sprachliche und kulturelle Vielfalt. Wachsende innereuropäische Mobilität und länderübergreifende Zusammenarbeit, aber auch die aktuell verstärkt stattfindenden Migrationsbewegungen tragen dazu bei, dass unsere Welt enger zusammenrückt. Gerade infolge der Weltwirtschaftskrise von 2008 zog es viele junge Spanierinnen und Spanier nach Deutschland. Auch die USA erleben seit Jahrzehnten massive Immigrationswellen aus den Ländern Lateinamerikas. Insgesamt wird die Latino-Bevölkerung in den USA derzeit auf über 45 Millionen geschätzt, was die USA nach Brasilien und Mexiko zum drittgrößten „lateinamerikanischen Land“ macht. Dass weltweit immer mehr Kinder und Jugendliche schon heute zweisprachig aufwachsen und sich zwischen den Kulturen bewegen, ist eine Tatsache.

Schon im November 2006 formulierte die Europäische Kommission in ihrer Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit deshalb das Ziel „Muttersprache+2“: Langfristig sollen alle EU-Bürgerinnen und Bürger über ihre Muttersprache hinaus mindestens noch zwei weitere moderne Fremdsprachen lernen. Dabei sollten breite, über das Englische hinausgehende Sprachenkenntnisse keineswegs nur als Zusatzqualifikation für den Eintritt ins Berufsleben gesehen werden. Sprachliche Vielfalt ist gerade auch deshalb fördernswert, weil sie ein wesentlicher Beitrag zum sozialen Zusammenhalt sein kann, eine Quelle der Toleranz, der Akzeptanz von Unterschieden und der Völkerverständigung.

 

3. Deutsch-hispanische Beziehungen – Spanisch als Weltsprache

Spanisch ist mit ca. 420 Millionen Sprechern nach Englisch, Chinesisch und Hindi die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt und Amtssprache in 22 Ländern.

Die deutsch-spanischen Beziehungen sind traditionell sehr gut. In Deutschland leben heute rund 130.000 Spanier, die ein gutes Beispiel für Integration ohne Aufgabe der eigenen kulturellen Identität darstellen. Umgekehrt leben nach neueren Schätzungen weit über 500.000 deutsche Staatsangehörige dauerhaft, das heißt länger als drei Monate im Jahr in Spanien. Etwa 10 Millionen deutsche Touristen besuchen das Land jährlich.

Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Handelspartner Spaniens, bei den Importen liegt Deutschland sogar auf Platz eins. In Spanien sind nach Angaben der Deutschen Handelskammer rund 1.200 deutsche Unternehmen mit Tochterfirmen oder Beteiligungen vertreten, viele davon mit eigener Produktion. Eine bedeutende Rolle in den Wirtschaftsbeziehungen spielt auch der deutsche Tourismus. Im Jahr 2015 stellten 10,4 Millionen Deutsche die zweitgrößte Touristengruppe nach Besuchern aus Großbritannien.

Zwischen Deutschland und Spanien herrscht nicht zuletzt ein reger und intensiver Kulturaustausch. Das Interesse an Sprache und Kultur Spaniens (Literatur, Film, Tanz, Küche) hat in Deutschland stark zugenommen. In Spanien hat umgekehrt die Wirtschaftskrise zu einem sprunghaften Anstieg des Interesses an Deutschland und der deutschen Sprache geführt.

Auch die Beziehungen der deutschen Wirtschaft zu Lateinamerika haben eine lange Tradition. Viele deutsche Unternehmen sind schon seit über 100 Jahren mit Tochterunternehmen vor Ort vertreten. Viele aufstrebende Länder Lateinamerikas sind heute für Deutschland attraktive Wirtschaftspartner.1

 

4. Reisen jenseits der Klischees

Spanien ist nach wie vor eines der Top-Reiseziele der Deutschen. Neben den bekannten Klischees von Sommer, Sonne und Sangria spielt auch der Kulturtourismus eine immer wichtigere Rolle. Das Land geizt hier keinesfalls mit Höhepunkten: Der Madrider Prado, die Sagrada Familia in Barcelona, die Alhambra von Granada oder die Judería von Toledo gehören schon zum Standardprogramm europäischer Kulturreisender. Nirgends findet man so eindrucksvolle Spuren des spannungsvollen Zusammenlebens der jüdischen, christlichen und muslimischen Kultur wie auf der iberischen Halbinsel. Und doch erlebt das Reisen heute insgesamt einen Wandel. Während im Zeitalter des Massentourismus viele Urlaubsformen austauschbar werden, rückt gerade unter jungen Erwachsenen Authentizität – das unverwechselbare Erlebnis vor Ort – immer stärker ins Zentrum. Wer zum Beispiel mit AirBnB reist, sucht nicht immer nur das billigste Angebot, sondern gerade auch den Kontakt mit Menschen und der lässt sich in authentischer Weise nur dann herstellen, wenn man sich um deren Sprache bemüht. Spanischkenntnisse öffnen hier ein Tor, nicht nur zum europäischen Nachbarland, sondern zu einem ganzen Kontinent, der uns aus historischen Gründen zwar relativ nahe steht, der aber keinesfalls als kulturelle Einheit greifbar und dessen Bevölkerung immer noch von starken gesellschaftlichen Gegensätzen geprägt ist.

Nur mit soliden Sprachkenntnissen und einem Grundverständnis für interkulturelle Unterschiede kann man sich anderen Mentalitäten nähern. Dazu gehört auch ein Mindestmaß an Einblick in die historischen und kulturellen Voraussetzungen dieser Länder. Gerade dieser tiefer gehende Blick macht gymnasiales Sprachenlernen aus. Wer am Gymnasium Spanisch lernt, lernt auch, über die aktuellen Verhältnisse in spanischsprachigen Ländern zu reflektieren, gewinnt historische Einsichten und spätestens in der Oberstufe auch einen ersten Einblick in die spanischsprachige Literatur, die unser europäisches Denken wesentlich mit beeinflusst hat.

 

1 Quelle: Auswärtiges Amt der BRD